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Löwenzahn und Zebrastreifen


Kathrin führt mich durchs Gelände und in der Tat sehen wir in den Bäumen, die Kathrin Prickly Ash- oder Crocodile Trees nennt, auch einige der relativ großen schwarzen Gesellen mit dem weiß umrahmten Gesicht. Bei Colobus-Affen ist der Daumen, wie bei den meisten baum-bewohnenden Affen (zumindest ist mir das auch von den Orang Utans bekannt) stark zurückgebildet. Daher haben die Tiere auch ihren Namen: Colobus (griechisch: „kolobos“ = „der Verstümmelte“).

Ich bedanke mich für Kathrins Führung, verabschiede mich, und mach mich voller Euphorie wieder auf den Rückweg. Das war ein Tag, wieder ganz nach meinem Geschmack, gestern Pilli Pipa, heute früh Diani Children’s Village, jetzt Colobus-Trust, das ist Urlaub, Urlaub wie ich ihn mag. Das „Dolphin“ ist weit weg und fast schon vergessen. Inzwischen ist es früher Nachmittag und mächtig heiß. Jetzt merk ich erst, dass ich ob der ganzen Eindrücke essen und trinken total vergessen habe. Ich hab auch nichts dabei. Das ist aber weiter nicht schlimm. Vorne an der A14 habe ich vorhin ein Restaurant gesehen, wo man draußen sitzen, essen und trinken kann.

Um diese Uhrzeit gibt es aber anscheinend nur ein Gericht. Das ist egal, das nehm’ ich. Aber zuvor brauch ich unbedingt ein Bier. Eiskalt! Boahh, das zischt und ich habe den Eindruck, dass es bereits im Hals verdampft und gar nicht im Magen ankommt. deshalb bestelle ich mir gleich ein zweites hinterher. Inzwischen kommt auch mein Gericht. Es ist ein Teller mit Reis und ein paar wenigen Fleischstückchen. Könnte Hühnchen oder ein anderer Vogel sein. Das Essen, das ein paar Schillinge kostet, schmeckt hervorragend. Vom zweite, ebenfalls eiskalte Bier kann ich jetzt richtig genießen. Das war dringend nötig. Ich zahle, nehme ein Matatu und fahre wieder zu-rück ins Colliers Center.

Viel länger hätte die Fahrt nicht dauern dürfen. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich Apartment 12, und im ersten Stock, durch den Wohnbereich hindurch rennend, am Bett vorbei – das Klo. Ich kann nichts mehr bei mir halten. Dabei dachte ich immer, im Alter würde man gescheit, aber offensichtlich nicht. Extreme Temperaturunterschiede sind wohl nichts für einen leeren und trockengelegen Verdauungstrakt. Trotz des „Zwischenfalls“ fühl ich mich hier im Süden „sauwohl“. Wenn jemals wieder Kenia, dann nur Südküste: Das ist Urlaub, wie ich ihn mir vorstelle! Morgen muss ich dann leider schon wieder zurück zum „Dolphin“, rund 100km nach Norden, aber so, wie ich jetzt daherkomme, weiß ich nicht, wie das gehen soll, im jetzigen Zustand komm ich ja kaum zur Tür. Wie kann man nur so blöd sein? Über mein idiotisches Verhalten kann man nur den Kopf schütteln.

Die Pausen zwischen den „Sitzungen“ sind mittlerweile auf 10 bis 15 Minuten angestiegen und ich versuch’s mal, nach draußen zu gehen, doch im Colliers Center ist weit und breit niemand zu sehen. Sämtliche Läden sind zu. Keine Schokolade, keine Cola, keine Salzletten, nichts. An Apotheke gar nicht zu denken. So verbringe ich eben den Nachmittag, in sicherer Reich-weite zur Toilette, auf dem Zimmer.

Gegen 16:00 Uhr seh’ ich unten am Pool Valerie vorbeigehen und geh runter. Obwohl es mir peinlich ist, erzähl ich ihr von meinem Problem. Und Valerie handelt schnell. Im Diani Hospital, das anscheinend „nur um die Ecke“ liegt, lässt sie für mich von einer Angestellten so etwas wie Imodium Acut besorgen. Den Abend kann ich dann schon wieder in Ali Mondos Pizzeria verbringen, wo ich ungesüßten schwarzen Tee mit Zitrone und einer Prise Salz trinke, das soll auch helfen. Gegenüber, im Cabin-Supermarket, einer Art Kiosk, besorgt ich mir für die Nacht dann noch Salzgebäck, Schokolade, Cola und zwei Rollen Toilettenpapier. Zu Schokolade und Cola komm ich dann aber doch nicht mehr, nur die Tüte mit den Cräckers muss noch dran glauben.

Am Morgen geht es mir deutlich besser. Dennoch will ich mir einen Bus nicht antun. Ich wüsste auch nicht, wie ich am Schluss von einer der Bushaltestellen zum „Dolphin“ kommen sollte. Nebenbei bemerkt, ich werde den Verdacht nicht los, dass der ASC seine Hotels bewusst so platziert hat, dass seine Gäste möglichst vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt sind und im Hotel bleiben müssen. Ein Kontakt mit Einheimischen, so mein Eindruck, ist vom ASC auch nicht gewollt. Nun denn, Valerie ruft mir ein Taxi, und die sehr sympathische Emily von Taxicab Services Ukunda fährt mich nach Norden. Frau und Taxi, das hätte ich hier zuallerletzt vermutet. Ich genieße die Fahrt. Wir müssen nicht ein einziges Mal anhalten und erreichen am frühen Nachmittag das ASC-Hotel und die Fahrt kostet noch nicht mal was. Das ist im den 95$, die ich vorgestern gezahlt hab, enthalten. Es geht also auch anders. Klar, dass Emily ein stattliches Trinkgeld erhält.

Alles in allem hat mich de Abstecher in den Süden doch mehr geschlaucht, als mir lieb ist. So verbringe ich den restlichen Nachmittag mit dösen, und gehe nach dem Abendessen doch recht früh ins Bett.


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